Für viele Menschen ist Nachhaltigkeit ist ein vager Begriff, der mit Leben gefüllt werden will. Erst transparente Nachweise zeigen, wie Unternehmen wirklich wirtschaften.
Ob an heißen Tagen, beim Sport oder zur Erfrischung: Bei Durst greifen viele Menschen zur Wasserflasche. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 123 Litern ist Mineralwasser das beliebteste Getränk in Deutschland. Weil es ein natürliches Produkt ist, lässt es sich ohne schlechtes Gewissen genießen. Entsprechend groß ist die Auswahl. Um Verbrauchende zu überzeugen, werben viele Unternehmen mit einem Umweltsiegel. Doch der grüne Schein kann trügen. So fand die gemeinnützige Organisation Foodwatch heraus, dass ein Markenprodukt in Einweg-Plastikflaschen mit langen Transportwegen ein verliehenes Klimasiegel zu Unrecht für Werbezwecke verwendet.
Mineralwasser ist leider nicht das einzige Produkt, bei dem Unternehmen viel versprechen und wenig halten. Eine unabhängige Untersuchung wies im März 2024 nach, wie stark europäische Finanzinstitute die Rodung ökologisch wertvoller Wälder finanzieren. Mit solchen Berichten werden Aussagen, dass die Banken einen aktiven Beitrag für den Wandel hin zu einer nachhaltigen, integrativen und besser geführten Welt leisten wollen, schnell als leere Marketing-Hülse entlarvt.
Kriterien für Nachhaltigkeit
Die Beispiele zeigen, dass Aussagen in punkto Nachhaltigkeit transparent und belegbar sein müssen, um Greenwashing-Vorwürfe zu vermeiden. Die Umweltorganisation Greenpeace hat Kriterien definiert, mit denen Verbrauchende Greenwashing erkennen können. Dazu zählt ein per se umweltschädliches Kerngeschäft sowie höhere Ausgaben für Werbung als für den Umweltschutz. Auch eine aufwändige Lobbyarbeit ist ein Kriterium, weil damit unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Politik umweltschädliches Handeln möglich wird. Greenwashing liegt auch vor, wenn mit Selbstverständlichkeiten geworben wird, etwa dem einfachen Befolgen von Gesetzen und Richtlinien.
Für mehr Transparenz soll die Norm ISO/IEC 17029 sorgen. Die Norm beschreibt, wie Informationen zur Nachhaltigkeit mit einer standardisierten Vorgehensweise von neutralen und unabhängigen Prüforganisationen verifiziert und validiert werden können. Damit lassen sich Aussagen und Berichte belegen und miteinander vergleichen. Die gewonnene Transparenz bietet Kunden einen Mehrwert, denn Greenwashing kann einfacher als bisher aufgedeckt werden. Dabei geht die Norm nicht einmal konkret auf Nachhaltigkeit ein. Sie ist vielmehr ein Qualitätsmerkmal für akkreditierte Stellen, die Konformitätsbewertungen vornehmen.
Validierung und Verifizierung
Die Norm ist eine Erweiterung bestehender Vorgaben für Zertifizierungsstellen für Managementsysteme (ISO 17021) beziehungsweise Prüf- und Kalibrierlaboratorien (ISO 17025). Mit der ISO 17029 gibt es erstmals einen weltweit gültigen Standard für Validierungen und Verifizierungen von Unternehmensaussagen unterschiedlichster Form. Verschieden sind vielmehr die Form und der Zweck der Begutachtung. Bei Verifizierungen und Validierungen stehen die individuellen Aussagen von Organisationen im Fokus, etwa zur Nachhaltigkeit.
Die beiden Begriffe unterscheiden sich bezüglich des Zeitraums der begutachtenden Daten. Bei einer Verifizierung werden bereits erzielte Ergebnisse untersucht und bewertet. Das Ziel ist es, die vorhandenen Daten auf Korrektheit zu prüfen. Bei einer Validierung beziehen sich die Angaben auf die Zukunft. Es handelt sich um Ziele und Maßnahmen, deren Plausibilität untersucht wird.
Bei der Bewertung ihrer Aktivitäten sollten Unternehmen auf Prüforganisationen setzen, die nach ISO 17029 akkreditiert sind. Der Vorteil dabei: Verifizierung und Validierung werden unabhängig und nach vorgegebenen Kriterien durchgeführt, etwa Product Carbone Footprints (PCF), Corporate Carbon Footprints (CCF) oder Nachhaltigkeitsberichte nach CSRD. Das macht die erteilten Nachweise transparent – und sorgt im Wettbewerb für Glaubwürdigkeit.