Grüner Wasserstoff wird zu einem Schlüssel der Energiewende. Doch die regenerative Erzeugung von Strom und Wärme sollte nachweisbar sein.
Vom Anstieg des Meeresspiegels bis zu häufigeren Extremwetterereignissen: die rasant voranschreitende Klimakrise fordert den Abschied von fossilen Quellen. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine beschleunigte den Wandel der Energiewirtschaft zusätzlich und setzt die handelnden Personen und Unternehmen weiter unter Druck. Denn der Ausbau erneuerbarer Energien vermindert zwar klimaschädliche Emissionen, doch der Ertrag aus Sonnen- und Windkraft schwankt noch zu stark, um die Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten. Erdgas soll mittelfristig in großen Mengen von Wasserstoff ersetzt werden, etwa in der Industrie und dort vor allem in produzierenden Unternehmen oder bei der Stromproduktion in Kraftwerken. Die Entwicklung hat gerade erst begonnen.
Nachhaltiger Baustein der Energiewende
Als Energieträger der Zukunft nimmt Wasserstoff dennoch eine bedeutende Rolle ein. Die Europäische Union plant bis 2024 eine Elektrolysekapazität von 6 Gigawatt aufzubauen. Zunächst soll hauptsächlich für die Industrie bis zu 1 Million Tonnen grüner Wasserstoff erzeugt werden. Um Klimaneutralität zu erreichen, legt die EU-Strategie in den folgenden Jahren die Messlatte sukzessive höher. Schon 2030 soll die Elektrolyseleistung auf mindestens 40 Gigawatt ansteigen – und mehr als 10 Millionen Tonnen Wasserstoff mit erneuerbaren Energien produzieren.
Entscheidend für den Weg zur Klimaneutralität ist der grüne Wasserstoff. Bei der Herstellung wird mittels Elektrolyse Wasser in die einzelnen Elemente Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der zur Erzeugung verwendete Strom darf dabei ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. Weil die Endprodukte Wasserstoff und Sauerstoff ebenfalls dem Klima nicht schaden, gilt grüner Wasserstoff als klimaneutral.
Doch woher wissen private und gewerbliche Verbraucher, dass der verwendete Wasserstoff wirklich grün ist? Erst zuverlässige Nachweise von seriösen Prüfunternehmen sorgen für Gewissheit. Ein transparenter Zertifizierungsprozess ist darüber hinaus eine Voraussetzung für den Handel mit erneuerbarem Wasserstoff und der Etablierung eines globalen Markts. Der Weg zu einem harmonisierten und weltweit gültigen System ist allerdings weit. Unterschiedliche Interessen der Produktionsländer von grünem Wasserstoff stehen einem global harmonisierten System bisher im Weg.
Zuverlässige Nachweise nachhaltiger Energie
Ein Vorteil bei Einsatz von Wasserstoff ist die bereits bestehende und weit verzweigte Gasinfrastruktur. Der wachsende Bedarf wird Anpassungen und Umrüstungen erfordern, denn Experten schätzen, dass in Deutschland bis 2030 rund 5.100 km Leitungen Wasserstoff befördern werden. Damit kann ein einziger Energieträger gleichzeitig die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr versorgen. Im Fall von Wasserstoff wird zudem ein nachhaltiges und integriertes Energiesystem etabliert. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als nachvollziehbar, dass vor allem grüner Wasserstoff als Schlüsseltechnologie auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft gilt.
Für Unternehmen, die ihre saubere Herstellung nachweisen wollen, entsteht dennoch ein Dilemma. Denn ohne einheitliche Standards lassen sich regionale Nachweise nicht vergleichen. Die Lösung ist eine freiwillige Zertifizierung auf der Basis von transparenten Kriterien. Damit wird der erzeugte Wasserstoff eindeutig beschriebenen, identifizierbaren und quantifizierbaren Quellen zugeordnet – und Unternehmen können sich bereits heute im internationalen Wasserstoffmarkt nachhaltig positionieren. Gesetzliche Anforderungen für eine Zertifizierung sind nur eine Frage der Zeit.