Digitalization

Tschüss, Home – Hallo, Office: So oder so ähnlich könnte die Rückkehr aus dem Sommerurlaub für viele Arbeitnehmer ablaufen. Mit der Bundesnotbremse endete zum 30. Juni auch die Homeoffice-Pflicht. Aber wie hat sich das Arbeiten von zuhause ausgewirkt? Eine Bilanz.

Sinkende Inzidenzen und steigende Impfraten gepaart mit gutem Wetter, offenen Restaurant und Cafés. Das sind Trends, die Mut machen. Und auch im Job seht vielen Beschäftigten in Deutschland die Tür zum Büro wieder offen. Seit rund anderthalb Jahren hat die Corona-Pandemie Deutschland fest in ihrem Griff. Und seit ungefähr genauso lange, sind viele Angestellte im Homeoffice.

Seit März 2020 haben Unternehmen immer mehr Beschäftigte in Homeoffice geschickt. Wie eine repräsentative Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zeigt, haben sich die angebotenen Arbeitsplätze in den eigenen vier Wänden mehr als verdoppelt. Arbeitete vor Beginn der Pandemie nur knapp ein Viertel der Befragten zuhause, waren währenddessen 64 Prozent voll oder teilweise daheim.

 

Herausforderung virtuelle Kommunikation

Die Vorteile des mobilen Arbeitens liegen häufig auf der Hand: Flexiblere Arbeitszeiten, kein langer Arbeitsweg und weniger Kosten. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen. Auch für Tätigkeiten, die Konzentration und Ruhe brauchen, ist die Arbeit in den eigenen vier Wänden prädestiniert. Aber nach der langen Zeit fehlt vielen Beschäftigen der Austausch mit den Kollegen vor Ort.

Zuhause ist der kurze Plausch an der Kaffeemaschine Chats gewichen und die KollegenInnen sieht man bestenfalls noch als kleine Kacheln auf dem PC-Bildschirm während einer Videokonferenz.

Dass dieser neue Dauerzustand Auswirkung auf das psychische und physische Wohlbefinden des ein oder anderen haben kann, ist klar. „Auf Dauer kann Homeoffice sowohl eine psychische als auch physische Herausforderung für die ArbeitnehmerInnen sein“, weiß Dr. Frauke Vens-Cappell, Arbeitsschutzexpertin bei TÜV Hessen. Der tägliche Austausch sowie kurze Absprachen mit den Kollegen fehlen. Das kann auch nur schwerlich mit Telefonaten und Videokonferenzen ersetzt werden. So klagen viele Beschäftigte über Einsamkeit und Schlafstörungen gepaart mit Müdigkeit.

 

Physische Belastung im Homeoffice

Hinzu kommen körperliche Beschwerden, wie Rücken- oder Kopfschmerzen. Wie eine aktuelle Studie der DAK zeigt, tendiert man im Homeoffice dazu, zum Bewegungsmuffel zu werden. Demnach sagten 71 Prozent der Befragten, dass sie sich im Homeoffice weniger bewegen als vor der Pandemie. 42 Prozent antworteten sogar mit „deutlich weniger Bewegung“. Mehr Gewicht und stärkere Rückenschmerzen sind die logische Folge. Das wirkt sich auch auf die Leistungsfähigkeit aus. „Neben dem nötigen technischem Equipment sollten Arbeitgeber ihren MitarbeiterInnen Strategien an die Hand geben. Zum Beispiel, um die seelische Widerstandskraft zu stärken oder um das lange Sitze am heimischen Schreibtisch bewusst zu unterbrechen“ erklärt Dr. Vens-Cappell.

Doch was können Unternehmen tun, um das Wohlbefinden ihrer Angestellten zu fördern und im Idealfall deutlich zu verbessern? Natürlich gibt es keine allgemeingültige Strategie, mit der sich alle im Homeoffice wohlfühlen. Aber es gibt verschiedene Methoden, wie Unternehmen ihre MitarbeiterInnen unterstützen. „Gerade in der aktuellen Lage ist das Gesundheitsmanagement wichtiger denn je“, sagt Dr. Vens-Cappell. „Digitale Gesundheitsworkshops zur Ergonomie oder Resilienz können helfen und auch das Angebot einer arbeitspsychologischen Sprechstunde sollte selbstverständlich werden.“.

 

Rückkehr ins Büro

Auch wenn aktuell ArbeitnehmerInnen aus dem Homeoffice ins Unternehmen zurückkehren, hat die Pandemie die Arbeitswelt nachhaltig verändert. Denn das Arbeiten von zuhause wird auch künftig eine wichtige Rolle spielen. In der BSI-Umfrage gaben 58 Prozent der Unternehmen an, nach der Krise das Homeoffice/mobiles Arbeiten weiterhin anzubieten und das Angebot sogar im Sinne von Telearbeit auszuweiten.

Die ArbeitnehmerInnen wollen die neu gewonnene Unabhängigheit ebenfalls nicht komplett aufgeben. Einer Studie aus Konstanz zufolge würden sich Beschäftige eine Hybrid-Lösung wünschen – mit zwei bis drei Tagen Homeoffice pro Woche.  „Dabei ist es wichtig darauf zu achten, die Tage zwischen Homeoffice und Büro gerecht aufzuteilen“, rät Dr. Vens-Cappell. „Die Arbeit von zuhause ist sicherlich nicht für alle ArbeitnehmerInnen gleich gut geeignet.“ Daher ist hier Flexibilität der Unternehmen gefragt, um sich auch künftig als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.


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