Eine sichere Beschäftigung ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Bei der Arbeit an elektrischen Anlagen und Erdgasnetzen setzt e-netz Südhessen auf zertifizierte Methoden.
Was einen sicheren und menschengerechten Arbeitsplatz ausmacht, ist seit langem bekannt. In der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung hat die Weltgesundheitsorganisation WHO 1986 einschlägige Leitlinien formuliert. Demnach soll die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit und die Arbeitsbedingungen organisiert eine Quelle der Gesundheit sein – und nicht der Krankheit.
Einheitliche Strukturen
Um dieses anspruchsvolle Ziel zu erfüllen, etablieren Unternehmen einen betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutz. Dabei orientieren sie sich an festgelegten Standards. Mit der ISO 45001 gibt es seit 2018 erstmals eine weltweit gültige und einheitliche Norm, die Anforderungen an Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme festlegt, inklusive der Umsetzung im betrieblichen Alltag.
Ein Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem gemäß ISO 45001 lässt sich einfach implementieren. Dafür sorgt die High Level Structure, eine 2012 veröffentlichte Grundstruktur für Managementsysteme. Sie verfügt damit über einheitliche Elemente, wie Abschnittsfolge, Basistext oder Terminologie. Auch die Rollenverteilung ist bereits festgelegt. Führungskräfte übernehmen als Vorbildfunktion eine zentrale Verantwortung.
Die neue Norm gilt zudem nicht nur für festangestellte Arbeitnehmer, sondern auch für Beschäftigte von Subunternehmen oder freie Mitarbeiter. „Das Ziel ist, Mitarbeiter zu motivieren, auch füreinander Verantwortung zu übernehmen“, sagt Michael Genschka, Auditor für Arbeits- und Gesundheitsschutz bei TÜV Hessen. So verändert sich auch die Kultur einer Organisation. Das Ergebnis ist eine größere Sicherheit am Arbeitsplatz.
Sicher arbeiten ist Kopfsache
Diesen Weg verfolgt die e-netz Südhessen AG bereits seit vielen Jahren. Bei ihrer Arbeit an elektrischen Anlagen sind die Mitarbeiter einem höheren Risikopotenzial ausgesetzt. Als Verteilnetzbetreiber für Strom und Erdgas beliefert das Unternehmen 63 Kommunen zwischen Rhein, Main und Neckar mit Energie. Daraus ergeben sich verschiedene Aufgaben – auch beim Kunden vor Ort, etwa bei der Baulanderschließung oder dem Einrichten von Netzanschlüssen.
Für die Stromversorgung werden Mittelspannungsnetze verwendet, mit einer hohen Spannung von 20.000 Volt. Entsprechend hoch ist die Leistung bei einem Kurzschluss – und die Verletzungsgefahr. Auch die Arbeit an Gasleitungen ist nicht frei von Risiken. Allerdings sind diese Herausforderungen bei e-netz Südhessen seit Jahrzehnten bekannt. Das Unternehmen handelt proaktiv, um am Arbeitsplatz Unfälle mit schweren Folgen zu vermeiden.
Hohes Sicherheitsniveau
Für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz sind die vielen unterschiedlichen Tätigkeiten eine Herausforderung, denn die Belegschaft sollte mögliche Gefahren erkennen. „Mitarbeiter müssen die Lage vor Ort auf Risiken bewerten können“, sagt Michael Genschka, „Die Situation kann sich stündlich ändern, etwa auf Baustellen.“ Daher ist bewusstes Handeln ein entscheidender Faktor für sicheres Arbeiten. Zumal die Maschinensicherheit vielerorts schon ein sehr hohes Niveau besitzt.
Zur Sensibilisierung der Mitarbeiter veranstaltet e-netz Südhessen regelmäßig Schulungen als Wiederholung zu bereits Bekanntem aber auch mit neuen und aktuellen Inhalten. Die Teilnahme ist verpflichtend – und die Inhalte geprüft. Michael Genschka hat während des Audits zur Zertifizierung nach ISO 45001 die Schulungsunterlagen gesichtet und ist beeindruckt: „Die Sicherheitsunterweisungen sind hervorragend geplant und auf einem bemerkenswert hohen Niveau.“ Der hohe Aufwand zeigt sich auch an anderen Stellen. Beispielsweise sind alle Monteure des Unternehmens ausgebildete Ersthelfer und erneuern ihre Ausbildung regelmäßig.
Etablierte Verfahren
Bei e-netz Südhessen war die Umstellung auf die neue Norm von langer Hand geplant. Zuvor war das Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem gemäß des alten Standards BS OHSAS 18001 zertifiziert. Um auch weiterhin den vorhandenen Arbeitsschutz nachzuweisen, musste das Unternehmen innerhalb einer Übergangsfrist von drei Jahren den neuen Standard einführen. Auf diese Aufgabe war Franz Schuck als leitende Sicherheitsfachkraft der e-netz Südhessen-Muttergesellschaft Entega AG vorbereitet.
Innerhalb des Konzerns hat Arbeitsschutz eine lange Tradition und ist entsprechend etabliert. „Es ist uns wichtig, dass unsere Mitarbeiter mindestens so ebenso gesund nach Hause gehen, wie sie zur Arbeit gekommen sind“, beschreibt Franz Schuck die Philosophie des Unternehmens. Die Umsetzung unterstützt ein umfassender Wissenstransfer. Beispielsweise werden aus Zertifizierungsprozessen gewonnene Erkenntnisse nicht nur in den einzelnen Teilbereichen realisiert, sondern kommen flächendeckend zur Anwendung. Darüber hinaus befasst sich ein Arbeitsschutzausschuss regelmäßig mit der Verbesserung von Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Ein brancheninterner Erfahrungsaustausch mit anderen Energieversorgern steht ebenfalls auf der Agenda. Die gewonnenen Erkenntnisse werden ebenfalls zur Optimierung der Sicherheit genutzt. Auch für Mitarbeiter besteht die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Mit einem betrieblichen Vorschlagswesen werden Ideen zur Verbesserung direkt an die Verantwortlichen weitergegeben.
Gelebter Arbeitsschutz
Die gelebte Arbeitssicherheit sorgte für eine nahezu problemlose Umstellung auf den neuen Standard ISO 45001. „Lediglich einige Unterlagen mussten angepasst werden. Dadurch dass wir gemäß OHSAS zertifiziert waren und die Dokumentation aufgrund anderer Managementsystem wie DIN ISO 9001 und DIN ISO 14001 bereits die High-Level-Structure lebten, war der Aufwand überschaubar“, bestätigt Franz Schuck, der als Leiter Arbeits- und Umweltschutz die Einbindung in das integrierte Managementsystem des Konzerns vorgenommen hat.
Der alltägliche Austausch ist gelebte Sicherheit im Unternehmen, gerade in Arbeitsgebieten, wo das Verletzungspotenzial hoch ist. „Gut geschulte Mitarbeiter sind für uns gut geschützte Mitarbeiter“, bilanziert Franz Schuck. „Deshalb wissen unsere Monteure genau, was sie tun können – und viel wichtiger: Was sie lassen müssen.“ So zahlen sich die Investitionen in die Sicherheit der Mitarbeiter aus. Die Zertifizierung nach der neuen Norm ISO 45001 bestätigt das vorbildliche Engagement.